09.04.2003 17:41

Ärger über "Skandal erster Güte"

Dittelbrunn Die Gemeinde will alle Hebel in Bewegung setzen, um den unweit von Hambach geplanten Bau eines Panzerwaschplatzes zu verhindern. Ihm würde ein 12 500 Quadratmeter großer Bannwald mit wertvollem 90 Jahre altem Eichenbestand zum Opfer fallen. Das Gelände liegt auf Dittelbrunner Gemarkung an der Heeresstraße zwischen den beiden Zufahrten aus Hambach und Zell.

Foto: Peter Starkmann

Bürgermeister Michael Herterich zeigte sich darüber befremdet, dass die Gemeinde von dem Vorhaben bisher offiziell nicht informiert worden sei. Er nannte es einen "Skandal erster Güte", dass sie erst aus der Presse davon erfahren habe. Im Extremfall wäre nach und nach der ganze Wald verschwunden und die Gemeinde wäre vor vollendeten Tatsachen gestanden. "Irgendwo haben alle zuständigen Behörden versagt", machte er seinem Ärger Luft. Offensichtlich sei es ihnen entgangen, dass es sich um einen Bannwald handelt, der nicht gerodet werden dürfe. Auch die Begründung, das Bauvorhaben diene der Landesverteidigung, sei nicht stichhaltig. Dann müsste es nämlich geheim behandelt werden.

Neben den klimatischen Auswirkungen befürchtet der Bürgermeister eine erhebliche Lärmbelästigung der Hambacher Bürger durch an- und abfahrende Panzer. Das in einem Schreiben der Oberfinanzdirektion Nürnberg an die Forstdirektion Unterfranken vorgeschlagene Ersatzgelände am Brönnhof könne diese Nachteile nicht ausgleichen. Darin war auch von einer besonderen "Eilbedürftigkeit wegen des notwendigen Laubholzeinschlages im Frühjahr" die Rede. Mit dieser Handlungsweise sei das bisher gute Verhältnis zwischen der Oberfinanzdirektion und der Gemeinde nachhaltig gestört, heißt es in einem Brief der Gemeinde an die Behörde.

Im übrigen verfüge die US-Army bereits über einen kleinen Waschplatz am Brönnhof und einen größeren in Schweinfurt, so der Bürgermeister. Für eine weitere Anlage biete der Truppenübungsplatz ausreichend Raum. "So kann man nicht mit einer Gemeinde und ihren Bürgern umgehen", pflichtete ihm dritter Bürgermeister Norbert Reuß bei. Er beantragte einen Grundsatzbeschluss, in dem das Befremden des Gemeinderates zum Ausdruck kommt. Alle hiesigen Bundes- und Landtagsabgeordneten und die bayerische Staatskanzlei sollen über den Sachverhalt informiert werden. Die Bürger werden zu einer Ortsbegehung eingeladen und zu einer Unterschriftenaktion aufgefordert. Wenn alle Mittel versagen, behält sich die Gemeinde den Klageweg vor. In großer Einmütigkeit stimmte der kurzfristig einberufene Gemeinderat dem Antrag des dritten Bürgermeisters zu. Nicht zur Sprache kam die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung.

Das Vorhaben abgelehnt hat auch das Staatliche Forstamt Schweinfurt. "Der verfolgte Zweck kann auch an anderer Stelle erreicht werden, ohne dass derart wertvoller Wald gerodet werden muss", hieß es in einer Stellungnahme an die Forstdirektion Unterfranken. Beeinträchtigungen angrenzender Bannwaldflächen mit besonderer Bedeutung für den Klima-, Boden- und Biotopschutz sowie für die Naherholung seien nicht auszuschließen.

Im bayerischen Waldgesetz ist der Bannwald genau definiert. Es handle sich um Wald, der "auf Grund seiner Lage und seiner flächenmäßigen Ausdehnung vor allem in Verdichtungsräumen und waldarmen Bereichen unersetzlich ist".

Von unserem Mitarbeiter Peter Starkmann

von www.sw-tagblatt.de